„BAYRISCH-BÖHMISCHES-BIER-UND-BÄDER-BREVET“ der dirk on tour #2

Dieses ARA-Brevet führte zu den berühmtesten Brauereien und Bädern in Bayern und Böhmen. Na dann, Prost! Ich wollt schon immer mal in München starten, also warum nicht 5xB.

Zusammen mit 40 anderen Randonneuren, vorrangig aus dem süddeutschen Raum, stand ich an Fronleichnam, 19.Juni 2025, mitten in München (Roeckelplatz) zu meinem zweiten 1000er Brevet am Start. Hier traf ich zu meiner Überraschung „alte“ Bekannte, wie Alexander aus Berlin und auch Andreas mit Vater aus München. Für mein 2. Saison-Highlight bewegte ich mich auf neuen Wegen in unbekannte Gegenden. Obwohl es nicht in die Berge ging, hatte diese Rundtour trotzdem knapp 11.000 Höhenmeter im Streckenprofil ausgewiesen.

meine fast fehlerfreie STRAVA Aufzeichnung

Tourdaten: 1015 Kilometer (nominal), max. 75h brutto, ca. 11.000Hm, entgegen der Uhr,11 Kontrollstellen

Die Strecke: Von München an den Chiemsee und über Ried nach Linz an der Donau. Nach Linz ging es durch´s Mühlviertel Richtung Tschechei. Nach gut 400 Kilometer wurde Budweis erreicht. Nach weiteren 150 Pilsen. Karlsbad war der nördlichste und damit auch gleichzeitig Wendepunkt dieser Tour. Über Regensburg, durchs Hopfenland der Hallerau, ging es dann zur ältesten Brauerei der Welt, nach Weihenstephan. In München gab es noch eine kleine Stadtrundfahrt, mit Englischen Garten, Isar, Marienplatz, Frauenkirche und natürlich zum Schluß – Das Hofbräuhaus.

Andy und sein Vater Klaus sind mit mir schon beim D-Brevet gestartet
mit Alexander bin ich 2x BerlinMünchenBerlin (BMB) gefahren, Georg aus Berlin fuhr mit Alexander die gesamte Tour

erprobtes und bewährtes Equipment ist das A&O für ein erfolgreiches und stressfreies Brevet

Diesmal bin ich mit dem RIDLEY Fenix Endurance gefahren = eine entspanntere Geometrie, 28mm Pneus und vor allem 165mm Scheibenbremsen, vorne-hinten. Das Setup bestand wieder aus Lenker-und Oberrohrtasche und der großen „Arschrakete“ von Ortlieb. Ein Frontlicht + Helmlicht. 4 Rücklichter und für nachts die obligatorische Warnweste und einige Reflektoren fürs Bike. Als Novum war ein aufblasbares Kopfkissen on board. Die 100g Mehrgepäck gönnte ich mir als Komfort. Dafür ohne Regensachen, aber mit weißen Ärmlingen als UV-Schutz und zur Kühlung. Natürlich Sonncreme. Für die Badehose ergab sich leider keine Chance.

Im Freistaat Bayern und auch in Österreich war ich oft und viel/lange auf Radwegen unterwegs gewesen. Diese waren in der Regel gut bis sehr gut = glatter Asphalt und breit genug. In einer größeren Gruppe manchmal trotzdem schwierig, aufgrund des hohen Tempos und des Windschattenfahrens. Am Start waren auch 2 Velomobile. Diese sahen schon schick aus. Aber ob ein Start beim BBBBB eine kluge Entscheidung war?

schnell auf der Geraden, aber: 11.000Hm+, %Steigungen, schlechter Untergrund, Baustellen und das bei Sonnenschein 28°C+ = fahrende Sauna
ohne Worte, das Foto sagt alles

Die 1000 Kilometer wurden im Vorfeld nicht! abgefahren. Es gab reichlich Baustellen; Umleitungen, Durchfahrtsverbote oder gar Sackgassenschilder diesbezüglich. Für einen echten verwegenen Randonneur aber kein Problem. Die tschechischen Bauarbeiter waren durchgehend tiefenentspannt mir gegenüber. Durch den Fronleichnam Feiertag waren in einigen bayrischen Dörfern Prozessionen unterwegs gewesen und es gab Wartezeiten an einigen Stellen.

wie gemalt, aber echt – irgendwo in Böhmen
auch ohne Sprachkenntnisse verständlich

Der Straßenbelag hat sich schlagartig mit Grenzübertrit in Tschechin verschlechtert, so auch vorhergesagt. Zum Glück bin ich die wirklich schlechten Passagen im Hellen gefahren. Im Dunkeln bzw Nachts muss das der blanke Horror sein, vor allem bergab. Manche Steigung bzw. kurze Rampe hatte annährend 20% und mein RIDLEY nur ein 28er Ritzel. Geschoben? – auf gar keinen Fall!
Beim Start in München schien vom blauen Himmel die Sonne bei 28°C und es ging recht zügig gen Österreich. Aufgrund des Feiertages waren wiedermal die Geschäfte geschlossen, auch im Nachbarland. Die Tankstellen als Kontrollen blieben als einzige echte Versorgungsmöglichkeit. Für mich eine unzureichende und teure Versorgung. Alsbald erschien die Alpenkette rechtsseitig im Blickfeld. Mein Blick wurde sehnsüchtig.
Deja Vu! Hier war schon mal, kam mir kurz hinter der deutsch-österreichischen in den Sinn. Beim RAA, RaceAroundAustria, fuhr ich schon 2 Mal durch die selbige Ortschaft und auch hinter Linz kreuzten bzw. glichen sich die Strecken. Verrückt.
Eine kurze Schlafpause hinter Linz hat mir für die 1.Nacht gereicht. Gegen 5 Uhr gab es beim nächsten Bäcker den ersehnten Morgenkaffee. Jetzt freute ich mich auf die erste Einkaufsmöglichkeit Freitagmorgen in Tschechien. Großeinkauf in Krumau an der Moldau (Km 380). 1., 2. und 3. Frühstück – alles auf einmal, den Rest eingepackt und mitgenommen. Kurz auf Andy und Klaus getroffen – Hallo & Tschüß & Weiter. Weiter nach Budweis!
In der E-Brevet App gab es schon früh die ersten Abbrüche zu sehen und insgesamt sind etwa 20% der Starter ausgeschieden oder wurden nicht im 75h Zeitlimit gewertet.

Es gab aber auch neue Straßen in Tschechien

Ein stetiges Auf und Ab. Die Stadtdurchfahrten von Budweis und Pilzen waren unspektakulär, auch die beiden Brauereirn. Viel Sehenswertes konnte ich nicht erblicken. Lag das an der Streckenführung oder hatte ich kein Blick dafür? Einzig Kurort Karlsbad bei Kilometer 645 glänzte mit Pracht und Prunk, sogar oder gerade bei Nacht. Die vorrangegangene Abfahrt erwies sich als Härteprüfung dieser Tour. Tagsüber sommerliche Temperaturen und in der 2. Nacht zeigte mein Bikecomputer 7,8°C an. Meine sommerliche Ausstattung reichte dafür definitiv nicht. Meinen Mitfahrern wurde spätestens jetzt klar, der dirk muss ein Norddeutscher sein, wer fährt sonst in kurzer Büx so durch die Nacht. Ich bin die Abfahrt aufgrund des Windchilds dosiert runtgergefahren. Schade um diese Abfahrt.
Nach einer kurzen, halbgemütlichen Ruhezeit in Karlsbad, machte ich mich in der Morgendämmerung des 3ten Tages auf den „Heimweg“.

Willkommen in der BRD – Willkommen im deutschen Schilderwald 😉

Bevor ich die Grenze zu Deutschland erreichte stärkte ich mich mit einem böhmischen Mittagessen und konnte mich bei MCD frisch machen, einmal komplett umziehen und meine Akkus vollständig aufladen. Ja, das Bier etc. ist in Tschechien günstig, jedoch gilt auch auf dem Bike eine strikte Null-Promille-Grenze. Sonnig wurde es wieder und irgendwie auch windig. In Regensburg war die Innenstadt aufgrund des Stadtfestes im Ausnahmezustand. Kein Durchkommen auf dem Rad, also schieben – total doof. Eine Umfahrung auf Kopfsteinplaster erwies sich als genauso doof. Aber alles geht mal vorbei. Hat aber Zeit und einige Nerven gekostet. So ein gravierender Planungsfehler sollte nicht passieren.

… wer sein Fahrrad liebt, der…
Weihenstephan – die älteste Brauerei der Welt https://www.weihenstephaner.de/
4:48 Uhr – SA über München

Mit Andy und Klaus war ich seit Regensburg unterwegs und wir fuhren zusammen in und durch die 3. Nacht. Direkt neben dem Track lag Neustadt an der Donau und das Gasthaus Paulus in Marching genau auf der Route. Abendbrotzeit! Lecker und süffig! Es gab einige irritierte Blicke und neugierige Fragen über unser Tun. Daraus ergab sich eine schöne Unterhaltung. Wiedermal machte ich mich Nachtfein. Spot on und Warnweste an. Auf nach Weihenstephan zur letzten Kontrolle vorm Ziel. Kurz nach der Weiterfahrt trafen wir zufällig Alexander mit Radfreund Georg. Sie waren auf dem Weg zu ihrem Hotel. Gute Nacht! Wir drei wollten die restlichen 120 Kilometer durchradeln und am frühen Sonntagmorgen in München sein. Die Nacht wurde wieder frisch, bot uns dafür einen klaren Sternenhimmel. Zum Glück gab es aber keine längeren Abfahrten mehr. Gegen 2 Uhr legten wir einvernehmlich ein 20 minütiges Powernapping ein. Nach dem letzten Kontrollfoto waren es nur noch knapp 60 Kilometer bis München. Die einsetzende Müdigkeit war schwer unter Kontrolle zu bekommen. Die früh aufgehende Sonne rette mich/uns und wir konnten unfallfrei das Stadtgebiet von München erreichen. Euphorie über das Erreichte flutete meinen Körper und machte die Eintönigkeit der langen, geraden Münchener Einfallstraße ab Garching erträglich. Andy agierte gut als ortskundiger Guide und als wissender Stadtführer. Danke!

ein Stempel zuviel – kann aber auch nicht schaden, lieber haben als brauchen

GESCHAFFT! Punkt 5:45 Uhr sicher im Ziel angekommen. Deadline war 11 Uhr. BBBBB mit allem Drum und Dran war eine aufregende Tour. Mein zweites 1000er Brevet erfolgreich gefinisht. Brutto 69:40 Std. ~ 1016,51 Kilometer ~ kein Defekt ~ kein Sturz/Unfall
Die bayrische Landes-Metropole ist auf jeden Fall eine Rad-Reise wert. Daher komme ich bestimmt wieder, spätestens im Juli 2026 für das Super-Brevet „MMM“, München-Madonna del Chisallo-München. Und dann gibt es auch (richtige) Berge zu be-fahren.

Nun kann ich entspannt meinem finalen Saisonhöhepunkt im August entgegensehen – LONDONEDINBURGHLONDON / LEL

Bevor ich mich nachmittags für 6 Stunden in den ICE nach Hamburg setzte, gab es endlich die überfällige flüssige Belohnung nach Landesart und dazu die obligatorische Brezel.

Servus und Pfiat!

der dirk on tour

PROSIT! … ein echtes Maß Radler gibt es nur in einem bayrischen Biergarten

https://audax-randonneure.de/

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Jörg Bublitz
6 Tage zuvor

Super wie Du drauf bist Dirk !! Wenn ich es richtig sehr fährst Du aktuell das 1000er Brevet von den Hamburger Randonneuren und damit wohl schon den 4. 1000er in diesem Jahr und dann kommt noch der krönende Abschluß mit London-Edinburgh-London (ca. 1500 km).
Für mich gebührt Dir die Ehre in Schleswig-Holstein zum Radsportler des Jahres gekürt zu werden. Ich schlage Dich vor !!
Mit radsportlichem Gruß
Jörg

Horst Baumann
8 Tage zuvor

Hallo,
klasse Bericht und noch “ klassigere“ Performance.
Freue mich schon auf den Bericht LEL,
Wie wär’s mit Mille Miglia ?
Grüsse,
Horst